Es ist Wochenende und Zeit für ein bisschen Qualitätszeit mit meiner Frau. Auf geht es mittags in die Innenstadt zu unserem Lieblings-Barista und einem leckeren Spätstück mit anschließender Shopping-Runde. Schließlich kündigt sich mit den ersten rötlichen Blättern und sinkenden Temperaturen der Herbst an. Da wird es Zeit, den Kleiderschrank mit neuer Mode zu füttern! Wie gewohnt fahren wir in das Parkhaus der Stadtsparkasse und laden den ZOE dort an der 22kW Ladestation. Er hat es bitter nötig, da die Reichweite nur noch 11km beträgt – endlich mal wieder wirklich leer gefahren! Schuld daran ist primär meine Fahrweise der letzten beiden Tage – manchmal darf es halt auch Spaß machen. Da vergesse ich dann die ökologischen Ziele und genieße die kraftvolle Beschleunigung an auf grün springenden Ampeln, hetze um enge Kurven, durch die mich der ZOE durch den niedrigen Schwerpunkt hervorragend herumzirkelt, und stehe spät auf der durch die Rekuperation unterstützten bissigen Bremse.
Manchmal schimpfe ich auf die WSW, weil sie fast ausschließlich Ladesäulen in ihren Parkhäusern errichtet und erst eine ohne Parkgebühren nutzbare Ladestation unter freiem Himmel installiert haben. Heute ist es allerdings ein großer Vorteil – es schüttet wie aus Eimern! Da stehe ich beim Hantieren mit dem Ladekabel doch lieber im Trockenen! Eine Lösung für den öffentlichen Bereich deutet sich zwar mit der induktiven Ladung an, ist aber derzeit noch Zukunftsmusik.
Nach dem erfolgreichen aber anstrengenden Shoppen fahren wir mit dem knallvollen ZOE aus dem Parkhaus. An der Schranke hält uns der Parkhauswächter an und bittet uns, doch nächstes Mal woanders zu parken. Der von uns genutzte Parkplatz wäre schließlich für Elektroautos gedacht! Plötzlich habe ich ein Déjà Vu zu einem meiner ersten Erlebnisse mit dem ZOE und antworte, dass unser Auto doch ein Elektroauto sei. Verdattert weicht man aus und sagt, dass das aber nur für ladende Elektroautos gemeint sei. Siegessicher entgegne ich, dass wir auch voll geladen hätten und deute dabei auf den Tacho des ZOE und zerschmettere damit jede weitere Hoffnung des Parkhauswächters, als Sieger aus der Diskussion zu kommen. Ja, es ist doch wirklich erstaunlich, dass Elektroautos nicht mehr nach elektrischen Krankenstühlen oder extravaganten Design-Unfällen aussehen! 🙂
Später am Abend zieht es uns mit lieben Freunden, die ebenfalls total elektroautobegeistert sind, nach Düsseldorf in die Altstadt. Zugunsten des „Partnerlooks“ fahren wir mit dem Smart Electric Drive meiner Frau, der auch ohne Schnelllader im Laufe des Abends wieder aufgeladen sein dürfte. Das Engagement der Stadtwerke Düsseldorf ist wirklich toll, weswegen wir direkt am „Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen“ kostenlos laden und parken können. Dank der kleinen Smarts finden wir trotz des „grandios“ geparkten und nicht ladenden Car-Sharing Autos (Opel Ampera) Platz! Erwähnte ich, dass wir ein Halteverbot für nicht ladende (Elektro-) Autos brauchen?!
Von hier sind es keine 10 Minuten Fußweg bis in die leicht überfüllte Altstadt von Düsseldorf. Ein schöner Abend ohne Stress bei der Parkplatzsuche und mit problemloser Ladung für unsere Elektroautos. Fast erschreckend, wie unbeschwert Elektromobilität im Alltag sein kann. Jetzt müssen die Energieversorger das nur noch auch für die Langstrecke hinbekommen. „Vielleicht“ sollten RWE & Co sich nicht genauso von Tesla überholen lassen, wie es unsere deutschen Premium-Automobilhersteller bereits zugelassen haben. Tesla beginnt diesen Monat in Europa mit dem flächendeckenden Ausbau von Ultra-Schnellladern für Langstreckenreisen. Dazu werden primär auf Raststätten an Autobahnen die sogenannten Supercharger installiert, mit denen sich 320km Reichweite in 30 Minuten nachladen lassen. Damit werden die Fahrzeuge von Tesla mit 120kW per Gleichstrom geladen. Ein ZOE wäre theoretisch in 10 Minuten wieder voll! Auch in Deutschland soll der Ausbau noch dieses Jahr starten!
Diese Gedanken schiebe ich an diesem Abend mit einem Schluck aus meinem alkoholfreien Cocktail weg. Mein Aktienpaket von Tesla-Motors hat mir dieses Jahr schon viel Freude bereitet, und ich bin sicher, das wird es in den nächsten Jahren auch weiterhin tun – dafür wird die Innovationslosigkeit der deutschen Industrie schon sorgen! Sogar der Smart ED, der uns an diesem Abend zuverlässig nach Hause bringt, wurde von Mercedes, die sich 2009 bei Tesla eingekauft hatten, mit deren Hilfe entwickelt.
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