Obwohl man ihn noch gar nicht offiziell in Deutschland kaufen kann, liegt meine schriftliche Bestellung dank Renault Eylert bereits seit zwei Monaten bei Renault Deutschland. Ich habe daher berechtigte Hoffnungen, demnächst zu einem der allerersten Renault ZOE Fahrer der Bundesrepublik zu zählen. Vielleicht hilft zusätzlich noch, dass ich einer der W-EMOBIL100 Helden bin, denen Renault bereits vor einigen Wochen Anerkennung gezollt hat und den ZOE noch vor dem Pariser Autosalon bei uns in Wuppertal präsentiert hat – siehe dazu auch meinen Blog Artikel. Nach dem Konsum unzähliger Videos, Bilder, Texte und dem mehrfachen Begutachten des eigentlichen Fahrzeuges, bin ich mir nun erst recht sicher, dass der ZOE das meist verkaufte Elektroauto in 2013 sein wird! Zumindest den Titel „Elektroauto des Jahres 2012“ hat er bei der Auto-Bild Leserwahl bereits gewonnen. Weshalb ich mich überhaupt für ein Elektroauto entschieden habe, habe ich hier ausführlich erklärt. Warum aber bin ich vom Erfolg des ZOE so überzeugt, und wieso habe ich zum ersten Mal blind ein Auto bestellt, ohne im Vorfeld zumindest mal drin gesessen zu haben?

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Dieses Auto ist meiner Ansicht nach das erste Elektroauto auf dem Markt, welches alle wichtigen Eigenschaften vereint. Es ist von einem renomierten Automobilbauer und wird somit nach aktuellen Qualitäts- und Sicherheitsstandard gebaut. Das Design ist hervorragend und strapaziert das Auge nicht mit zu futuristischen und ungewohnten Formen. Die Ausstattung entspricht dem klassenüblichen Niveau bzw. übertrifft dieses an einigen Stellen sogar. Die Fahrleistungen sind nicht nur alltagstauglich, sondern begeistern auch den ambitionierten Autofahrer. Der ZOE hat das beste Preis-Leistungs-Verhältnis im gesamten Elektroauto-Markt und liegt preislich auf dem Niveau eines gut ausgestatteten, bezahlbaren VW Golf. Er ist übrigens auch fast so groß wie ein Golf und bietet mit dem 338 Liter großen Kofferraum selbst (kleinen) Familien ausreichend Platz.

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Auch sonst gibt sich der ZOE ganz weltmännisch und entspricht mit seinen vier Türen, bequemen Sitzen und ausreichend Platz für die Passagiere im Fond gewohnten Standards. Obwohl die Batterie in einem Sandwichboden unter den Sitzen platziert ist, bleibt für die Insassen mehr als genug Kopffreiheit. Renault hat die Dachlinie des ZOE etwas in die Höhe gezogen, was durch die geschickte Karosserieform optisch kaschiert wird und nur auffällt, wenn man direkt neben dem Wagen steht.

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Der Akku des ZOE ist 22kWh groß und langt nach NEFZ für eine Reichweite von 210km. Dieser theoretische Wert entspricht in realen Bedingungen und gemäßigtem Klima etwa 150km. Das sollte durchaus reichen, wenn man täglich nicht mehr als 100km fährt. Benötigt man ein Fahrzeug zum Beispiel für die Urlaubsfahrt, gewährt Renault jedem Elektroauto-Käufer den Zugriff auf Leihwagen zu rabattierten Konditionen.

Dank des hervorragenden Wirkungsgrades von Elektromotoren erreicht der ZOE mit seinen 65kW (88PS) ein erstaunliches Drehmoment von 220NM. Dieses steht typischerweise aus dem Stand zur Verfügung und sorgt für ein katapultartiges Startvermögen, dem allerdings oben raus dann etwas die Puste ausgeht. Die Effizienz von Elektromotoren sinkt mit steigender Drehzahl und sorgt daher für eine abfallende Drehmomentkurve.

Da es kein Schaltgetriebe gibt, ist die Beschleunigung unterbrechungsfrei und so erreicht der ZOE die 100km/h Marke in 13,5 Sekunden. Die von der deutschen Firma Continental entwickelte Antriebseinheit ist leicht, effizient und platzsparend und kommt durch die Auslegung als fremderregter Synchronmotor ohne Seltene Erden aus. Die Einheit integriert den bis zu 12.000 Umdrehungen leistenden Elektromotor, die Reduzierumsetzung, das Differential und die Parksperre.

Der ZOE wird in Deutschland im März 2013 auf den Markt kommen und in drei verschiedenen Ausstattungen verfügbar sein. Die Basis Version (Modell LIFE) mit blauen Sitzen zum Preis von 20.600 Euro enthält bereits alles, was wirklich wichtig ist. So zum Beispiel das LED Tagfahrlicht, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, Berganfahrhilfe, Keycard mit Zentralverriegelung, Tempomat, Klimaautomatik, Multimedia-Navi-System R-Link von TomTom und die programmierbare Standheizung. Für 1800 Euro mehr gibt es zwei weitere Ausstattungslinien zur Auswahl. Die Variante ZEN ist mit hellgrauen Sitzen und hellem Interieur bestückt und bietet zusätzlich zur LIFE Version die Einparkhilfe hinten, elektrische Fensterheber hinten, die Handsfree Keycard, Lenkrad und Schaltknauf in Leder, Licht- und Regensensor, 16 Zoll Alu-Felgen, Radio 3D Soundsystem Arkamys mit 6 Lautsprechern und das „Take Care“ Paket mit Schadstoffsensor, Luftionisator und aktivem Aroma-Duftspender. Dem gegenüber hat die INTENS Version zusätzlich zur LIFE Version anthrazitfarbene Sitze und dunkles Interieur, Einparkhilfe hinten, Rückfahrkamera, elektrische Fensterheber hinten, Handsfree Keycard, Lenkrad und Schaltknauf in Leder, Licht- und Regensensor, 16 Zoll Alu-Felgen und das Radio 3D Soundsystem Arkamys mit 6 Lautsprechern. Apropos Sound: Der ZOE besitzt einen außen liegenden Lautsprecher für ein synthetisches Motorengeräusch. Dies soll Fußgänger vor den bis zu einer Geschwindigkeit von 40km/h lautlosen Elektroautos warnen. Darüber hinaus sind die Roll- und Windgeräusche ausreichend hörbar. Wer lieber flüsterleise fährt, kann das Fahrgeräusch aber auch durch einen Schalter links vom Lenkrad abschalten.

Der Preis des ZOE ist verglichen mit dem Wettbewerb extrem attraktiv. Allerdings kommt zu dem Kaufpreis eine nicht unerhebliche monatliche Batteriemiete hinzu. Diese richtet sich nach der jährlichen Fahrleistung und liegt zwischen 79 und 122 Euro. Die Vorteile dieser Variante sind eine deutlich geringere Kapitalbindung und das Eliminieren des Batterie-Risikos. Verschleißt diese und sinkt auf eine Kapazität unterhalb von 75%, wird sie kostenlos von Renault ausgetauscht. Zusätzlich ist ein Abschleppservice zur nächsten Ladesäule enthalten, falls man mit entleertem Akku liegen bleiben sollte. Die Miete des Akku ist ein klarer Plus-Punkt für Renault verglichen mit dem Wettbewerb! Wer möchte schon bei einem Batteriepreis von rund 10.000 Euro selbst das Risiko tragen? Ohne Batteriemiete ist ein Elektroauto im Schadensfall ausserhalb der Garantie schnell ein wirtschaftlicher Totalschaden.

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Als Elektroauto dürfte der ZOE natürlich bereits alleine aufgrund seiner ökologischen Gene begeistern, weiß aber durchaus auch ökonomisch zu überzeugen. Im Vergleich mit dem Schwestermodell Renault Clio mit Benzinmotor lassen sich je nach Nutzungsdauer und jährlicher Fahrleistung bis zu 10.000 Euro sparen. Ein Elektroauto fährt mit günstigem Strom und verursacht dadurch beim Verbrauch gerade mal ein Drittel der Kosten eines Benziners. Weiteres Sparpotential bei Elektroautos besteht in der Befreiung von der KFZ-Steuer für 10 Jahre. Außerdem sind die regelmäßigen Inspektionen spottbillig, da die meisten Arbeiten entfallen. Der Motor moderner Elektroautos ist komplett wartungsfrei – es gibt kein Motoröl, keinen Ölfilter und keinen Luftfilter. Folgend mal eine Beispielrechnung, die sich an meinem persönlichen Nutzungsprofil orientiert und die Kosten des ZOE denen des Schwestermodell Renaul Clio gegenüberstellt. Demnach spare ich in 7 Jahren Nutzungszeit fast 8000 Euro:

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Kostenvergleich Renault ZOE (Elektro) und Renault Clio (Benzin)

Zu der Tabelle sind einige Erläuterungen notwendig. Die Anschaffungskosten habe ich weitgehend ausstattungsbereinigt verglichen. Beim ZOE handelt es sich um die Basisversion LIFE und beim Clio um den 90PS Benziner mit der Ausstattungslinie DYNAMIQUE. Diese sind in fast allen wichtigen Punkten identisch. Abweichungen ergeben sich bei der Klimaanlage, die beim Clio nur manuell ist, während der ZOE eine Klimaautomatik hat. Auf der anderen Seite hat der ZOE keine geteilt umklappbare Rückbank und keine Alufelgen. Preislich dürfte sich das also in etwa aufheben. Generell muss beim Vergleich der Anschaffungskosten noch berücksichtigt werden, dass der ZOE eine halbe Klasse größer ist als der Clio. Während er in der Polo-Klasse spielt, ist der ZOE, wie bereits erwähnt, fast so groß wie ein Golf und „darf“ daher auch ein wenig teurer sein. Bei den Verbrauchswerten habe ich mich auf Erfahrungen anderer verlassen und den Durchschnittsverbrauch des Clios von spritmonitor.de übernommen. Beim ZOE habe ich einen Schätzwert angenommen, der bereits Ladeverluste beinhaltet. Die Schätzung beruht auf Erfahrungen von Fluence Z.E. Fahrern, aber auch von anderen modernen Elektroautos. Beim Benzinpreis habe ich schlicht heute morgen den Ist-Wert an der Tankstelle um die Ecke genommen und eine jährliche Preissteigerung von 10% angenommen. Der Strompreis bezieht sich auf meinen persönlichen Öko-Stromanbieter (www.naturstrom.de) und liegt etwa im bundesweiten Mittel. Auch hier habe ich anhand der Preisentwicklung der letzten Jahre eine Preissteigerung von 5% angenommen. Die Inspektionskosten habe ich zur idealen Vergleichbarkeit und mangels Zahlen für den noch nicht erhältlichen ZOE vom Renault Fluence (Benzin) und Fluence Z.E. (Elektroauto) übernommen.

In Deutschland liegt die durchschnittliche Haltedauer von Neuwagen bei etwa sieben Jahren. In dieser Zeit spart man mit dem ZOE bei meiner Beispiel-Rechnung ca. 7500 Euro. Die tatsächliche Zahl dürfte in der Praxis allerdings noch um einiges größer sein, da es schließlich wesentlich weniger mechanische Teile unter der Motorhaube eines Elektroautos gibt, die kaputt gehen können. Außerdem gibt es keinen Auspuff, der durchrosten kann, keinen Zahnriemen, der regelmäßig gewechselt werden muss, und auch die Bremsen dürften mindestens doppelt solange halten wie bei einem Benziner. Dank der Rekuperation werden diese im normalen Alltagsverkehr kaum zum Einsatz kommen. Darüber hinaus gibt es gerade in der momentanen Anfangszeit der Elektromobilität einen weiteren Kostenvorteil für Früheinsteiger. Dank zahlreicher Ladesäulen, an denen komplett kostenlos geladen werden kann, fallen nicht mal mehr die 4 Euro pro Ladung an.

Die kommenden zwei Jahre werden eine spannende Zeit für unsere individuelle Mobilität werden. Es ist davon auszugehen, dass besonders die Batteriepreise mit steigenden Stückzahlen weiter sinken werden und somit auch die Batteriemieten angepasst werden dürften. Diese stehen derzeit lediglich für die nächsten drei Jahre fest. Mein Vergleich zeigt, dass sich Elektromobilität bereits heute deutlich lohnen kann und eine genauere persönliche Betrachtung auch aus ökonomischer Sicht verdient. Wer jetzt z.B. als Wenigfahrer noch nicht zu dieser Gruppe gehört, muss sich noch etwas in Geduld üben. Experten gehen davon aus, dass bereits in zwei bis drei Jahren ein Kippeffekt auftreten wird und Elektroautos für fast jede Zielgruppe günstiger sein werden. Ich persönlich hätte mich allerdings auch ohne Kostenvorteile für ein umweltfreundliches Elektroauto entschieden!