Dem Elektroauto haften viele Vorurteile an, geringe Reichweite, lange Ladezeiten und ein hoher Preis. Das Thema Reichweite verliert allerdings zunehmend an Bedeutung mit Werten zwischen 250 und 600km, je nach Modell und Hersteller. Auch an kurzen Ladezeiten arbeiten die Hersteller und Infrastruktur-Betreiber fieberhaft. Hier ist allerdings tatsächlich noch nicht ganz das erreicht, was für eine große Durchdringung des Automobil-Massenmarktes notwendig ist.
Am schwierigsten zu lösen ist jedoch der Preis, insbesondere wenn das Elektroauto einen größeren Akku, gute Ladeleistung und hinreichend Platz bieten soll. Paradebeispiel ist hier ein klassisches Familienauto wie der VW Touran, den es neuwertig bereits für spürbar unter 20.000€ zu erwerben gibt. Will man ein einigermaßen vergleichbares Elektroauto (z.B. Kia e-Niro mit 64kWh Batterie) kaufen, ist spielend der doppelte Preis fällig.
Oftmals bekommt man zwar auch deutlich mehr Ausstattung fürs Geld, damit lassen sich aber preissensible Familien keine Schönrechnung durchgehen. Die aktuell üppige Förderung von ca. 9000€ vermag den Preis zwar deutlich zu senken, es bleibt jedoch weiterhin eine schmerzende Differenz von 50% – zumindest in der Königsdisziplin der Allround-Brot-und-Butter-Autos.
In anderen Fahrzeugklassen sieht es Gott sei dank deutlich rosiger aus. Ein Kleinwagen allá VW up! beginnt derzeit bei ca. 10.700€, das Pendant e-up! ruft gerade mal 1200€ mehr auf – alle Förderungen bereits abgezogen. Es fehlt also nur noch ein kleines bisschen bis zur Preis-Parität. Spätestens hier sei dezent auf die deutlich geringeren Unterhaltskosten von Elektroautos hingewiesen, die spielend den Aufpreis amortisieren.
Das andere Ende der Fahnenstange ist die Oberklasse, hier bekommt man in beiden Welten den Einstieg ab ca. 75.000€ für ein Tesla Model S bzw. BMW 7er. Man erkennt also auch beim Elektroauto: Neue Technologien betreten den Markt vom oberen Preissegment und durchdringen den Markt nach unten erst über die Zeit.
Wann wird denn aber nun ein Elektroauto preiswert? Per Definition würde der Otto-Normalverbraucher bei dieser Formulierung wohl erwarten, keinen Aufpreis für einen elektrischen Touran zahlen zu müssen, über die Unterhaltskosten jedoch das Konto etwas entlasten zu können. Damit wäre dann auch die letzte Hemmung genommen überhaupt noch über einen Benziner nachdenken zu müssen.
Dazu sind erst entsprechende Stückzahlen notwendig, ein Elektroauto lässt sich nämlich bei gleicher Stückzahl preiswerter herstellen, was auch die üppige Marge beim Tesla Model S beweist, von der BMW beim 7er nur träumen kann. Ist aktuell die Förderung noch absolut richtig und sinnvoll, um den elektrischen Massenmarkt in Gang zu bringen, kommt ausserdem irgendwann die Stunde der Wahrheit. Die neue Technologie muss aus sich selbst heraus wettbewerbsfähig sein.
Wann nun ein e-Touran mit zum Beispiel 400km für unter 20.000€ zu haben sein wird, kann ohne magische Glaskugel nicht vorhergesagt werden. Mein Bauchgefühl sagt mithilfe der Erfahrung aus der Beobachtung des Markts und der Entwicklungen der letzten acht Jahre: In der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts wird es vermutlich soweit sein.
Bis dahin kann man sich der Elektromobilität aber auch anders nähern. Kompromisse in Größe, Ausstattung oder Fahrzeug-Alter können da durchaus valide Mittel für den persönlichen Beitrag zum Klimaschutz sein. Insbesondere der immer größer werdende Gebrauchtwagenmarkt profitiert – zumindest für den Käufer – ebenfalls durch die angesprochenen Fördermaßnahmen durch sinkende Preise. Schlussendlich gilt: Jedes Auto was nicht gebaut werden muss, ist ein gutes Auto im Sinne der Ressourcenschonung. Lasst uns zusammen die Welt retten!