Als wir vor knapp vier Jahren mit unserem neuen Renault ZOE auf die erste Urlaubsfahrt gingen, waren wir voller Optimismus – und wurden leider herbe enttäuscht. Die damalige Realität bescherte uns eine 12-stündige Reise von Wuppertal nach Hamburg (400km) – das macht eine errechnete Durchschnittsgeschwindigkeit von „beeindruckenden“ 33km/h.
Das ist alles Schnee von gestern, glücklicherweise. Diese Woche haben wir uns mal wieder auf die Langstrecke Richtung Nordsee begeben. Ziel war Egmond aan Zee, wo es einen tollen Strand, sonniges Wetter und ein wirklich schönes Hotel (Golfzang) für uns gab. Die Strecke von knapp 340km war laut GoingElectric Routenplaner mit drei Ladestopps mit je 43kW Ladeleistung (AC Typ2) zu meistern. Da die Niederlande ein Lade-Paradies sind, wo es gefühlt alle 20m eine Ladestation gibt, war das Risiko des Scheiterns zugegebenermassen klein.
Da es mit 3 Grad ziemlich kalt war, unser ZOE (Q210) nicht mehr die frischeste Batterie hat und zudem mit energiefressenden 17 Zoll Rädern bewaffnet ist, planten wir als maximale Etappenlänge 110km ein. Zur Nutzung der drei Ladestopps reichte die Ladekarte von TheNewMotion und eine Anmeldung in der iPhone App von Fastned.
Die erste Etappe war 110km lang und deren Ziel lag bereits in den Niederlanden an einem Hotel direkt neben der Autobahn. Wir nutzten die knapp 25 Minuten Ladepause für ein Butterbrot und das Surfen auf Instagram. Langeweile? Fehlanzeige!
Theoretisch wäre die Entfernung mit zwei Ladestopps möglich, leider lag bei genau 220km kein 43kW auf dem Weg, weshalb wir uns für zwei kurze Etappen mit je ca. 60km entschieden. Letztlich macht es kaum einen Unterschied, ob man einmal 30 oder zweimal 15 Minuten lädt.
Der zweite Ladestopp nach 60km war von Fastned und lag an einer Autobahnraststätte. Fastned betreibt diese in den ganzen Niederlanden und rüstet die Orte mit einem großen Photovoltaik-Carport aus. Es gibt immer zwei sogenannte Tripple Charger (CSS, CHAdeMO, Typ2) mit Platz für eine Verdopplung der Ladeplätze, falls ein Standort häufig ausgelastet ist. Sehr clever, unsere Nachbarn!
Wir nutzten die Zeit für einen Toilettengang und einen Kaffee, was bei 15 Minuten Ladezeit schon fast in Stress ausartete. Der Kaffee war zum Glück To-Go und musste nun mit auf die nächste 60km-Etappe. Diese führte uns wieder zu einem an der Autobahn gelegenen Hotel.
Die „van der Valk“ Kette betreibt viele Schnellladestationen an ihren Hotels. Ein klarer Vorteil bei der autobahnnahen Lage, der uns auch schon bei früheren Reisen in deren Hotel-Restaurants gelockt hat. Auch hier klappte alles hervorragend und ich nutzte in den 25 Minuten die Zeit um ein paar Fotos zu schießen. Die Ladestation war noch neu, weshalb es in den beliebtesten Ladeverzeichnissen (GoingElectric und PlugFinder) noch keine Bilder gab. Elektroautofahrer sind eine starke Community und Bilder (und weitere Standort-Infos) helfen jedem bei der Ladeplanung weiter.
Mit fast ganz vollem Akku ging es schlussendlich weiter nach Egmond aan Zee. Entgegen meiner Quaselei im Video oben, folgte keine weitere Zwischenettape. Der vierte Ladestopp war bereits vor dem Hotel direkt am Strand. Sowas nennt man (Tesla) auch Destination Charging, wozu keine hohe Ladeleistung notwendig ist. Während des Eincheckens, Koffer auspackens und erstem Strandspaziergang konnte der ZOE innerhalb von drei Stunden mit 11kW Ladeleistung gemütlich vollladen.
Fazit: Alles hat perfekt geklappt und so waren wir nach ca. 3,5h Fahrzeit und wenig mehr als einer Stunde Ladezeit an der Nordsee. Vergessen sind die dunklen Tage an denen eine elektrische Fernreise ein riskantes Abenteuer war. Würde es nicht regelmäßig funktionieren, würden wir per Zug oder Mietwagen reisen, aber so genießen wir auch auf der Langestrecke das lautlose und entspannte gleiten. Dadurch wird bereits die Fahrt Teil des Urlaubs.
Es bleibt zu hoffen, dass auch in Deutschland die Infrastruktur zeitnah deutlich ausgebaut wird und an allen Raststätten Schnellladestationen platziert werden. Die Fördergelder stehen dafür schon bereit und unsere niederländischen Nachbarn machen vor wie es geht.