Wir haben der Ladestation-Infrastruktur den Kampf angesagt! Obwohl wir erst vor einigen Wochen überaus negative Erfahrungen bei unserer Fahrt von Wuppertal nach Hamburg machen mussten, haben wir uns nicht einschüchtern lassen und sind erneut mit unserem Elektroauto (Renault ZOE) in den Urlaub gefahren. Dieses Mal sollte es nach Cuxhaven gehen und somit von uns fast die gleiche Strecke mit denselben Ladestationen auf die Probe gestellt werden. Wir waren sehr neugierig, ob RWE Mobility bereits einige der versprochenen Verbesserungen erwirken konnte.

Ihr tut euch das wirklich nochmal an!?!

So oder so ähnlich waren die Reaktion auf unseren Plan aus dem Freundes- und Familienkreis – wen wundert es! Ursprünglich hatten wir tatsächlich geplant, zukünftig lieber mit dem ICE der Bahn zu fahren, sollten wir negative Erfahrungen machen, wenn man sich mit dem Elektroauto auf lange Strecken begibt. Man reist entspannt, liest ein gutes Buch, steht nicht im Stau, und eine Bar für Getränke gibt es auch noch. Wir hätten auch den Service von Renault nutzen können, durch den man als Elektroautofahrer bei Europcar 20% Rabatt bekommt, und mit dem Leihwagen fahren können. Als dritte Alternative hätte sicher auch die liebe Schwiegermutter für unseren Urlaub gerne ihr konventionelles Auto gegen unser Elektroauto eingetauscht.

Aber wo wäre der Spaß im Leben, wenn man sich nicht manchmal in ein Abenteuer begeben würde, von dem man anschließend ausgiebig erzählen kann? Genau das möchte ich im folgenden nun auch machen! Obwohl ich ausgesprochener Fan der Elektromobilität bin und keine Gelegenheit auslasse, positive Werbung mit meinen guten Erfahrungen zu machen, ist es mir trotzdem ein großes Anliegen, auch negative Seiten aufzuzeigen. Zum einen soll sich niemand betrogen fühlen, den ich mit der Elektromobilität anstecken konnte, wenn er/sie eventuell ähnliche Reiseerfahrungen macht. Und zum anderen hoffe ich, dass nicht nur ich und andere Elektroautofahrer von diesen Erlebnissen lernen, sondern im Besonderen die Betreiber der Infrastruktur davon profitieren, ihre Schwachstellen aufgezeigt zu bekommen. Letztendlich führt das (hoffentlich) zu Verbesserungen, von denen alle Seiten profitieren können! Den entsprechenden Nachweis konnte ich im Grunde mit RWE bereits erbringen, aber dazu später mehr!

Die Routenplanung

Auch dieses mal habe ich die Tour mit dem Routenplaner von GoingElectric und der iPhone App Plugfinder durchgeführt. Wieder sollte keine Etappe länger als 100km sein, um jederzeit eventuell nötige Reserven parat zu haben. Diese Fahrt unterschied sich auf dem Hinweg auch lediglich in der Schlussetappe von der letzten Fahrt nach Hamburg, wodurch die Planung dann auch in wenigen Minuten erledigt war. Meine Empfehlung an dieser Stelle: Druckt die Tour aus oder führt sie zumindest als PDF oder ähnliches im Smartphone mit. Das erleichtert auf der Reise das Hantieren mit dem Navigationssystem! Das R-Link des ZOE hat hier noch deutliche Schwächen. Man kann zwar komplette Routen mit diversen Zwischenzielen programmieren, bekommt dann aber auf der Fahrt keine Anzeige bezüglich des nächsten Zwischenziels angezeigt. Zumindest die noch zu absolvierende Strecke wäre hier sehr wichtig. Das R-Link zeigt leider immer nur die Distanz zum Endziel. Ausserdem passiert es manchmal, dass ein Zwischenziel nicht als erfolgreich angefahren abgehakt wird, weil die Adressen der Ladesäulen nicht ganz korrekt sind, oder weil der GPS-Empfang unpräzise ist. Das führt dann dazu, dass einen das Navi immer wieder im Kreis führt.
Folgend im Bild die Reiseroute mit den Ladehalten und das Höhenprofil, welches für die Reichweite nicht unerheblich ist.

Reiseroute_Cuxhaven

Hoehenprofil_Route_Cuxhaven

Die ersten drei Ladestopps sollten wieder an den bekannten RWE-Ladesäulen stattfinden. Weiter oben im Norden auf der letzten Etappe gibt es jedoch nur noch SWB/EWE Säulen, weshalb wir in Bremerhaven die Anfahrt einer SWB Elektrotankstelle einplanten. Leider konnte ich vor einigen Wochen weder die EWE noch die SWB davon überzeugen, mir die notwendige RFID-Karte zukommen zu lassen. Die Begründung der beiden kooperierenden Unternehmen lautete, dass lediglich im Bremer Umland ansässige Personen diese bekommen würden. Eine ähnlich unliebsame Erfahrung hatten wir ja bereits auf dem letzten Trip mit der Stadtwerken Münster gemacht. Dennoch ist es mir nach wie vor unbegreiflich, warum man als Energieversorger so unnötig versucht, die Elektromobilität zu sabotieren. Immerhin bot man mir an, mir vor Ort eine Leihkarte aushändigen zu können. Ob das klappen würde?! Ich nahm diese weitere Prüfung mit geschwellter Brust an!

Tour Report Wuppertal – Cuxhaven

Der Kofferraum des ZOE war vollgepackt mit zwei Koffern, einer großen Tasche, kleineren Taschen und umfangreichem Ladezubehör. Erstaunlich, was in diesen Kleinwagen alles reinpasst! Da es über 30 Grad heiss werden sollte, packten wir ebenfalls die Kühlbox mit kalten Getränken und den für die Ladepausen notwendigen Picknick-Proviant ein – danke an ZOE-Pionierin für den Tipp! 🙂 Mit Ausblick auf den anstehenden Urlaub an der Nordsee fuhren wir entsprechend motiviert und mit vollem Akku am 09.07.2013 um 07:30 Uhr los in Richtung erster Zwischen-Ladestopp in Schwerte. Der ECO-Modus war aktiviert und die Klimaanlage (noch) aus. Nach rund 30 Minuten wurde unsere positive Einstellung auf der Raststätte sofort wieder ein großes Stück gedämpft. Die RWE-Ladesäule konnte weder über die iPhone App noch über die Hotline zur Aufladung unseres ZOE überredet werden. Eine entsprechende Erwähnung beim Twitter Account von RWE Mobility brachte dann auch die Erklärung.

An dieser Stelle möchte ich mich wirklich mal für den hervorragenden Support von RWE Mobility auf Twitter bedanken. Auf keinem anderen Kanal von RWE bekommt man so schnell, kompetent und engagiert Hilfe! Bitte weiter so!!! Wer als Elektroautofahrer also noch nicht auf Twitter ist: Bitte jetzt anmelden und RWE Mobility folgen!

Renault_ZOE_Kofferraum_gepackt  Renault_ZOE_Navi-Tour_Wuppertal-Cuxhaven  defekte_RWE_Ladestation_Schwerte

Man wartete also auf ein Ersatzteil, was ja durchaus mal vorkommen kann. Trotzdem befürchteten wir eine neuerliche Odyssee und hofften inständig, dass es nicht so weiter gehen würde. Gott sei Dank wurden wir nicht enttäuscht und fanden die uns bereits von der letzten Reise bekannte Ausweich-Ladesäule in Unna am Bahnhof völlig intakt vor. Während der ZOE also genüsslich mit flotten 22kW Strom aufnahm, wanderten wir ein wenig umher, in der Hoffnung, einen schöneren Ort in der Nähe zu finden, als es der Bahnhofsbereich war. Überhaupt eine wichtige Information, die bisher in keinem Ladesäulen-Verzeichnis zu finden ist: Was ist Interessantes in der Nähe, wo kann man sich aufhalten, und wo kann man fussläufig attraktive Gastronomie erreichen? Wir fanden es aber auch so. Quasi direkt um die Ecke begann die Fußgängerzone von Unna, wo es die komplette Bandbreite an Ladenlokalen gab. Zusätzlich attraktiv war dann noch der zu dem Zeitpunkt stattfindende Wochenmarkt! Der Umweg nach Unna und das hilflose Rumprobieren in Schwerte hatte uns knapp 30 Minuten gekostet. Unser entspanntes Umherlaufen in Unna dauerte tatsächlich weitere 15 Minuten, was natürlich an dieser Stelle kein Nachteil sein soll. Es war wirklich nett dort, und wir hätten uns diesen Ort unter normalen Umständen im Leben niemals angesehen!

Renault_ZOE_RWE-Ladestation_Unna  Unna_Innenstadt  Unna_Wochenmarkt

Auf der folgenden Etappe nach Tecklenburg mussten wir dann auch schon die Klimaanlage einschalten, da es in dem schwarzen ZOE nun wirklich warm wurde. Wir erreichten die Raststätte etwa eine Stunde später und freuten uns über die tadellos funktionierende RWE-Ladesäule. Die Wartezeit von rund 50 Minuten nutzten wir sinnvoll für ein kurzweiliges Frühstücks-Picknick und einen Besuch in der Halle der weißen Keramik. Währenddessen schaute sich ein halbes Dutzend neugierige Raststätten-Besucher ausgiebig den ZOE und die Ladesäule an. Etwas, das sich im Verlaufe dieser Urlaubsfahrt noch mehrfach wiederholen sollte.

Renault_ZOE_RWE-Ladestation_Tecklenburg1  Picknick-Pause_beim_Laden  Renault_ZOE_RWE-Ladestation_Tecklenburg2

Da die Sonne nun doch recht kräftig schien und die Temperaturen stiegen, verzichteten wir auf dem folgenden Wegstück phasenweise auf den ECO-Modus, der die Klimaanlagen-Leistung merklich begrenzt. Weiterer Vorteil war, dass das Überholen von LKWs deutlich erleichtert wurde. Wie ich schon mal an anderer Stelle erwähnte, sind weder die auf 95km/h begrenzte Höchstgeschwindigkeit, noch die Benutzung des Kickdowns zum Überholen der oftmals deutlich schneller als 80km/h fahrenden Brummis sinnvoll. So fuhren wir meist etwa 110km/h und kamen nach einer knappen Stunde am Rasthof Wildeshausen an. Dort klappte ebenfalls alles wunderbar mit der Ladesäule von RWE Mobility, und so hatten wir die Ruhe und Gelegenheit, die Umgebung zu erkunden. Schnell fanden wir einen schönen Waldweg, der hinter der Tankstelle beginnt und uns vergessen ließ, dass wir direkt an einer Autobahn-Raststätte waren. Im Laufe des Spaziergangs fanden wir sogar einen kleinen versteckten romantischen See. Nun waren wir wirklich überrascht, wie angenehm man eine Ladepause doch verbringen kann, wenn man sich darauf einlässt und sich mit der Situation arrangiert! Einzig die Mücken waren nervig, die sich ob der seltenen Opfer auf uns stürzten. 🙂

Renault_ZOE_RWE-Ladestation_Wildeshausen  Renault_ZOE_Laden  Kleiner_See_Rasthof_Wildeshausen

Die nächste Etappe sollte 93km lang sein und uns nach Bremerhaven zu einer Ladesäule der SWB (Stadtwerke Bremen) führen. So ganz traute ich dem Braten mit der vor Ort auszuleihenden Ladekarte dann aber noch nicht. Sollte das schief gehen, hätten wir keine Alternative der RWE in der Nähe und somit ein echtes Problem. Daher entschieden wir, einen Sicherheits-Stopp beim ADAC in Delmenhorst einzulegen. Quasi die letzte mögliche RWE-Ladesäule auf unserem Weg Richtung Wattenmeer. Von dort war Cuxhaven theoretisch in einem Zug erreichbar, falls der Ladestopp in Bremerhaven tatsächlich fehlschlagen würde. In Delmenhorst hatte der ADAC-Mitarbeiter dann etwas liebe Mühe mit der Freischaltung der Säule, da wohl selten jemand zum Laden vorbei kommt, dafür war der Strom dann aber kostenlos und ging auf den Deckel des Automobil-Clubs. Ausserdem durften wir uns im klimatisierten Wartebereich der Geschäftsstelle aufhalten, die dort ausliegenden Zeitungen lesen und die Kundentoilette benutzen. Anschließend hatten wir 137km Reichweite für eine Strecke von 115km bis nach Cuxhaven.

Renault_ZOE_RWE-Ladestation_ADAC_Delmenhorst  Strecke_Delmenhorst_Cuxhaven  Reichweite_ZOE_in_Delmenhorst

Wir machten uns trotzdem auf den Weg nach Bremerhaven zur Ladesäule der SWB. Zu neugierig war ich, ob es möglich sein würde, dort zu laden! Nach knapp 70km erreichten wir schließlich den Fischereihafen von Bremerhaven, wo es einen kostenlos Parkplatz mit der SWB-Ladesäule gab. Unterwegs hatte ich die Freisprechanlage des ZOE ausgiebig genutzt und mich bei der SWB durchgefragt, wo und wie ich an diese Leih-Karte kommen könnte. Es hieß, dass diese beim dortigen Fahrradverleih hinterlegt sei. Vor Ort mussten wir dann aber leider feststellen, dass der Laden kurzfristig geschlossen war. Wir versuchten unser Glück gegenüber in der Touristeninformation, die in solchen Zeiten die Vertretung inne hatte. Dort wurde es dann etwas komplizierter, bis man verstand, dass ich ein Elektroauto schnell an der SWB-Säule laden möchte und nicht über Nacht an dem eBike Ladeplatz der Rad-Station. Nach einigen Telefonaten der engagierten Dame der Touristen-Info hieß es dann, dass die Rad-Station-Dame sich flugs auf ihr Fahrrad schwingt, um uns die Ladekarte zu bringen, die sie leider weggesperrt hatte. Zugute halten mussten wir ihr, dass wir wohl nach über einem Jahr die ersten waren, die danach fragten. Als sie dann nach 15 Minuten da war und der ZOE (unnötigerweise) nochmal volllud, nutzten wir die Gelegenheit für ein Krabbenbrötchen und das Erkunden des Fischereihafens – sehr schöne Ecke! Auch hier bildeten sich übrigens mehrmals ganze Menschentrauben um den ladenden ZOE herum!

Renault_ZOE_SWB-Ladestation_Bremerhaven  Fischereihafen_Bremerhaven  Bremerhaven_Krabbenbroetchen_Bratheringbroetchen

Wie man sieht, war das Erlebnis mit der SWB-Ladestation ziemlich wackelig. Wir hatten Glück, dass jemand extra die Karte vorbei gebracht hat. Außerhalb der Saison oder außerhalb der Geschäftsöffnungszeiten wären wir aber komplett aufgeschmissen gewesen. Ich appelliere daher an dieser Stelle an die SWB, dass auch außerhalb von Bremen wohnende Menschen eine eigene Ladekarte bekommen dürfen. Alles andere ist pures Glück und behindert die Elektromobilität nur unnötig. Alternativ wäre eine Teilnahme an Ladenetz.de sinnvoll, was man aber wohl derzeit noch abwartet, wie ich später noch erfahren sollte.

Abzüglich der „Lustpausen“ haben wir nur 30 Minuten länger gebraucht als geplant!

Alles in allem haben wir für die Fahrt von Haustür zu Haustür zehn Stunden benötigt. Davon abziehen muss man fairerweise allerdings, dass wir uns in Unna etwa 15 Minuten länger als notwendig aufgehalten hatten. Ebenso abziehen muss man, dass wir an der Raststätte Wildeshausen beim Spaziergang im Wald an dem See eine weitere halbe Stunde „verschwendeten“ und auch in Bremerhaven eine knappe Stunde mehr Aufenthalt, als für das Laden notwendig, in Kauf nahmen, um uns dort umzusehen, die SWB-Säule zu testen und eine Kleinigkeit zu essen. Die Strecke hätten wir also mit dem Weglassen des unnötigen letzten Test-Ladestopps in Bremerhaven in rund 8 Stunden geschafft. Wirklich verloren haben wir eigentlich nur die halbe Stunde aufgrund des Defektes der ersten Ladestation in Schwerte. Wir waren sehr positiv überrascht und auch sehr froh, dass das RWE wirklich die Situation verbessern konnte. Darüber hinaus weiß ich von weiteren Verbesserungen, die derzeit im Hintergrund in Arbeit sind. Sehr löblich – jetzt müssen nur noch die anderen Energieversorger wie EWE, SWB und SWM mitziehen, und die Verbindung von Rhein-Ruhr zur deutschen Nordsee ist gesichert!

Laden am Urlaubsort

Auch wenn wir während der einen Woche vor Ort kaum das Auto benutzt haben, mussten wir spätestens für den Antritt der Weiterreise nach Hamburg für einen vollen Akku sorgen. Unser erster Versuch, das bei der einzigen Ladesäule vor Ort zu erledigen, scheiterte aus mehreren Gründen. Erstens war die EWE-Ladestation defekt, zweitens war sie dauerhauft von konventionellen Fahrzeugen zugeparkt und drittens ist sie wohl eine der ältesten Ladesäulen der EWE und hat daher nur zwei CEE (400V 16A) Anschlüsse und keinen für die heutige Standardladung per Typ 2. Wenigstens eine Leih-RFID-Karte hätten wir im Kundencenter der EWE bekommen können, welches sich direkt in der Nähe der Ladestation befand.

Somit wählten wir Plan B, den wir bereits bei der Buchung unseres Apartments berücksichtigt hatten. In unserer Unterkunft befand sich neben der Tiefgarage ein Fahrradkeller, der auch SchuKo-Steckdosen für eBikes und Pedelecs bot. Entsprechende Verlängerungskabel und meine crOhm Ladebox hatte ich natürlich eingepackt, was sich auch für die Rückfahrt als glücklich erwies, worauf ich aber später nochmal kommen möchte. Ein toller Service vom Duhner-Strandgut, dass das möglich war! Natürlich habe ich die Steckdose vorsichtshalber nur mit 8A belastet. Dass der ZOE dadurch dann 15 Stunden brauchte, bis er wieder voll war, spielte für uns keine Rolle.

Stromtankstelle_EWE_Cuxhaven  EWE-Ladestation_Cuxhaven  Renault_ZOE_Ladung_per_crOhm_Ladebox_Strandgut-Duhnen

Tour Report Cuxhaven – Hamburg – Wuppertal

Der Rückweg von Cuxhaven sollte nicht direkt nach Wuppertal, sondern mit einem zweitägigen Aufenthalt über Hamburg führen. Noch in Cuxhaven versuchte ich also zu klären, wie ich an einer der EWE-Ladestationen unterwegs laden kann, da mir die Entfernung etwas weit vorkam. Ich wollte, wie immer, auf Nummer sicher gehen. Gerade beim Einsatz der Klimaanlage könnte da der eine oder andere wichtige Kilometer fehlen. Die EWE-Hotline erwies sich erstmal als etwas hilflos, da man auch nach 20 Minuten niemanden ausfindig machen konnte, der für dieses Thema zuständig war. Schlussendlich geriet ich dann aber doch an die richtige Stelle und führte ein ausgiebiges und langes Gespräch mit dem Zuständigen für die Elektromobilität. Man merkte richtig, dass dort jemand selbst von der Elektromobilität infiziert ist und das Thema nicht nur als Job ansieht. Das freute mich natürlich sehr, und so endete das Fachsimpeln dann auch in einer Lösung, wie ich Hamburg erreichen könnte. Man sagte mir, dass es ein Fehler war, dass ich im Vorfeld der Reise keine eigene RFID-Karte bekommen hatte. Im Gegensatz zur SWB sei man sehr wohl bereit dazu, diese auch an Auswärtige auszugeben, da man die Elektromobilität unterstützen wolle, wo es geht. Prima!!! Also vereinbarten wir, dass ich auf dem Weg nach Hamburg einen kleinen 20km Umweg über Bremervörde vornehme, da das dortige EWE-Kundencenter RFID-Karten auf Lager hätte und ich somit dort eine eigene Karte bekommen könne. Da dort ebenfalls eine Ladestation stand, konnte ich da auch nochmal vollladen und somit Hamburg sicher erreichen. Als wir dort ankamen, war man wirklich sehr bemüht und freundlich. Etwas skeptisch wurde ich, als erst mit der dritten Karte, die man mir anschließend gab, auch wirklich sich die Ladesäule freischalten ließ. Trotzdem freute ich mich sehr, nun endlich an EWE-Stromtankstellen und – dank entsprechendem Roamingvertrag – auch an den SWB-Ladesäulen laden zu können. Zum Thema Teilnahme am Ladenetz sagte man mir, dass man erstmal warten wolle, was auf dem Markt noch passiert. Speziell Hubject sei das derzeit vielversprechendste Projekt zum Thema zentrale Ladungs-Abrechnung. Das kann ich nur bestätigen und hoffe, dass die Jungs in Berlin sich beeilen! 😉 Wir jedenfalls kamen gut in Hamburg an und konnten dort an einer der vielen Säulen per Ladenetz-Karte aufladen.

EWE-Stromtankstelle_Bremervoerde  EWE-Ladekarte  Ladestation_Hamburg

Nach dem Aufenthalt in Hamurg machten wir uns am Donnerstag den 18.07.2013 auf den Weg in die Heimat nach Wuppertal. Das finale Aufladen fand direkt an der Alster statt, und so wurde der Rückweg von uns durch ein schönes Frühstück in der Outdoor Club Bar a.mora eingeleitet. Just als wir zum Auto zurück kamen und losfahren wollten, gab es direkt zwei interessante zufällige Begegnungen. Es stand ein elektrischer Golf direkt neben unserem ZOE und hing ebenfalls an der Ladesäule. Welch seltende Gelegenheit, ein Auto anzuschauen, welches erst in 6 Monaten auf den Markt kommen soll. Leider konnte ich nicht mehr Fotos machen, da sofort der VW-Mitarbeiter angerannt kam und uns unfreundlich abservierte und mit Vollgas wegbrauste – sehr schade! Ich nehme an, man wollte sich neben dem schnell ladenden ZOE nicht mit dem nur per 3,7kW lahm ladenden Golf outen. Die anschließende zweite Begegnung war mit Jens Ohlemeyer, dem Organsisator der E-Cross Germany, deren Weg dieses Jahr auch nach Wuppertal führen wird. Weil die Welt manchmal so klein ist und er es toll fand, dass wir mit dem ZOE sogar unsere Urlaubsreisen erledigen, stellte er auch gleich ein Foto von uns auf die E-Cross Germany Facebook Seite ein.

Volkswagen_eGolf_Hamburg1  Volkswagen_eGolf_Hamburg2  Foto_eCrossGermany

So fuhren wir schlussendlich um 13:30 Uhr los, zum ersten Ladestopp an der Raststätte Sottrum. Eine der vom ADAC gesponserten und somit im Messemodus laufenden Ladesäulen des RWE auf der Autobahn A1. Der ECO-Modus blieb auf der Fahrt aufgrund der Hitze und für eine optimale Leistung der Klimaanlage aus, was außerdem angenehme 120km/h als Reisegeschwindigkeit erlaubte. An der Raststätte verlief die Ladung dann auch erwartungsgemäß positiv, und so nutzte ich die Zeit, eine Ladesäule der SWB rauszusuchen, die einigermaßen auf dem Weg lag. Ich wollte zu gerne die EWE-Ladekarte an einer SWB-Ladesäule probieren und damit das versprochene Roaming testen. Wer bis jetzt darauf gewartet hat, das irgendetwas ordentlich schief geht, dem sei gesagt: Jetzt geht es los! 😉

Es lief eigentlich alles super, bis wir auf die EWE/SWB Ladestationen angewiesen waren!

So fuhren wir also Richtung Bremen, um die SWB-Ladesäule am Einkaufszentrum Weserpark auszuprobieren. Ich betone nochmal: Das war nicht nötig und sollte nur ein Test der Ladekarte sein! Dort angekommen, dauerte es dank einer riesigen Baustelle rund 10 Minuten, bis wir den Weg dahin fanden, wo die Ladesäule sein sollte. Leider ist sie aber offensichtlich den Umbaumaßnahmen zum Opfer gefallen und wurde auch nirgendwo anders wieder aufgestellt. Sehr schade, da keine weiteren SWB-Ladestationen mehr in Frage kamen auf dem Weg Richtung Süden. Also wieder auf die Autobahn, um zur bereits bekannten Ladesäule der RWE an der Raststätte Wildeshausen zu fahren. Kurz vor der Ankunft fiel mir erneut etwas auf, was ich bereits beim letzten Hamburg-Trip bemerkte hatte. Das R-Link des Renault hat so manche RWE-Ladesäule nicht korrekt im System und will einen in so einem Fall von der Autobahn runter und über die Landstraße zur Raststätte führen. Das ist natürlich ausgemachter Blödsinn, daher sollte man immer aufmerksam sein, ob das Sinn macht, was das R-Link an Anweisungen gibt. Siehe dazu auch das folgende Bild, wo man den Offset der Ladestation zur Adresse sehen kann.

SWB_Ladestation_Bremen  R-Link_auf_Abwegen  RWE_Ladestation_Wildeshausen

An der Ladesäule angekommen, musste ich leider feststellen, dass sie nicht funktioniert. Eine Freischaltung per iPhone e-kWh war nicht möglich! Also rief ich wieder, wie bereits oft genug geübt, die Hotline von RWE an. Leider erhielt ich auch von dort üble Nachrichten! Der Mensch an der Hotline erzählte mir, dass er ebenfalls nicht an die Ladesäule käme und ich nun schon der fünfte wäre, dem er nicht helfen könne. Er deutete an, dass das Problem massive Ausmaße hätte und er vermutlich derzeit an keiner Ladesäule eine Freischaltung vornehmen könne. Als ich meinen Unmut kund tat, bestätigte er mir, dass auch er gefrustet sei, weil er vom RWE eine Software vorgesetzt bekommen hätte, mit der er die halbe Zeit nix anfangen könne. Die Benutzung der Ladesäulen sei ein Glücksspiel und es täte ihm sehr leid, mir aktuell nicht helfen zu können.

Ob eine RWE-Ladesäule funktioniert oder nicht, ist ein reines Glücksspiel!

Ganz so krass wie der Hotliner würde ich das nicht sagen, da ich ja auch schon viele positive Erfahrungen gesammelt habe. Aber bis sie wirklich zuverlässig sind, scheint es tatsächlich noch ein weiter Weg zu sein. Ich ging in diesem Moment davon aus, dass offenbar alle Ladesäulen betroffen waren. Eine Annahme, die im Nachhinein eventuell falsch war, oder zumindest nicht vom RWE Twitter Account bestätigt wurde, an den ich mich in der Hilflosigkeit wandte. Ich verzichtete zu diesem Zeitpunkt also darauf, rüber auf die andere Seite der Raststätte Wildeshausen zu fahren und dort die Ladesäule zu versuchen. So ließ ich mich darauf ein, über die Landstraße parallel zur A1 zu fahren und Ladesäulen der EWE anzusteuern. Schließlich hatte ich ja jetzt eine EWE-Ladekarte, warum also nicht. Leider wurden wir aber auch in dem kleinen Dorf Visbek enttäuscht. Die EWE-Elektrotankstelle ließ sich nicht dazu überreden, unseren ZOE zu laden. Die RFID-Karte wurde erkannt und auch erfolgreich geprüft. Anschließend fuhren aber die Steckdosen nicht auf, die bei den EWE-Säulen mechanisch verdeckt sind und eigentlich automatisch gesteuert werden. Auch ein Anruf bei der EWE-Hotline brachte keine sachdienlichen Ergebnisse, man versprach aber, das Problem an die Technik weiterzuleiten. Da wir nur noch knapp 20km Reichweite hatten, blieb mir nichts anderes übrig, als beim Radio-Fernsehladen direkt in der Nähe der Ladesäule um Strom zu betteln. Nachdem man mich erst auslachte, war man aber sehr nett und gewährte mir Zugang zu einer CEE 400V/16A Steckdose, an der ich mit der crOhm Ladebox laden konnte. Es folgte ein nettes Gespräch, was die Zeit bis zum Ladenschluß (30 Minuten später) verkürzte. Brav spendierte ich 2 Euro Stromgeld, und wir machten uns auf den Weg über die Landstraße zur nächsten EWE-Ladesäule.

EWE-Ladestation_Visbek  Notladung_crOhm_Box2  Notladung_crOhm_Box1

Als wir in dem kleinen Dorf Vechta ankamen, war es bereits etwa 19:00 Uhr und unsere Geduld ziemlich am Ende. Sollte die Ladesäule auch nicht klappen, waren alle Möglichkeiten ausgeschöpft und die Restreichweite zu klein, um noch irgendeine Ladestation zu erreichen. Innerlich bereitete ich mich schon mal darauf vor, bei irgendeinem der vielen Bauernhöfe in der Nähe erneut um Strom zu betteln. Leider kam es in der Tat zu einem erneuten Anruf der EWE-Hotline, da natürlich auch diese Elektrotankstelle keine Anstalten machte, die Klappe zu den Steckdosen freizugeben. Leider hatte auch hier die Hotline keine wirkliche Antwort, bot aber die Rücksprache mit der Leitstelle an und versprach, sich nochmal zu melden. In der Tat wurde ich einige Minuten später von EWE zurück gerufen, und man erzählte mir, dass man einen Techniker rausschicken würde. „Hammer!“, dachte ich. Das war neu für mich, dass sich jemand aufgrund meiner Ladeprobleme auf den Weg macht, um mir vor Ort zu helfen! An dieser Stelle der Hinweis an RWE Mobility: Das war toller Kundenservice, solltet ihr auch machen!!!! Kommt viel besser an, als dem Kunden am Telefon zu sagen: „Tja, kann ich nix machen, gebe es aber mal weiter. Viel Glück beim Weiterkommen!“. 😉

Ich verstehe nicht, warum unsere Ladesäulen so kompliziert aufgebaut sind!

Leider war es dann so, dass der Techniker zwar die Säule aufschrauben konnte und sich an der Verriegelungsmechanik versuchte, aber schlussendlich auch keine Lösung fand. Die Steckdose wollte einfach keinen Strom liefern! Es war mal wieder soweit, dass ich mir simple CEE-Dosen herbei wünschte!!! Da konnte er plötzlich helfen und bot mir an, in der Tiefgarage des EWE Kundencenters zu laden. Dieses Angebot nahm ich dann gerne an, war es doch attraktiver als den nächsten Bauernhof zu suchen! Unglücklich war dann, dass auch dort nur eine 16A Dose vorhanden war. Um den guten Mann nicht unnötig lange vom verdienten Feierabend abzuhalten, luden wir also nur soviel nach, dass wir so gerade eben die RWE -Ladesäule in Lemförde erreichen konnten.

EWE_Ladestation_Vechta  EWE_Elektrotankstelle_Techniker  Notladung_Renault_ZOE_Vechta

Tatsächlich schafften wir es mit dem restlichen Saft in das kleine Dorf und – oh Wunder – die RWE-Ladesäule funktionierte wirklich. Entweder war die Störung, die der Mann an der RWE-Hotline nannte, doch nicht so massiv, oder aber man hatte beim RWE mittlerweile das Problem lösen können. Uns war es in dem Moment egal – es klappte, und das war die Hauptsache. Wir fanden noch ein chinesisches Restaurant und verkürzten uns mit einem wohl verdienten Abendessen die Ladezeit. Anschließend ging es weiter nach Ascheberg, wo wir bei der letzten Tour gestrandet waren. Dazu mussten wir erstmal wieder in die Zivilisation – will sagen auf die Autobahn – zurückkehren, und mir wurde klar, dass ich ein ganz schöner Großstadtmensch bin. Diese Einsamkeit waren wir echt nicht gewöhnt! Schlussendlich in Ascheberg angekommen, klappte auch da glücklicherweise die Ladung, und so kamen wir deutlich nach Mitternacht und total erschöpft zuhause an.

RWE-Ladestation_Lemfoerde1  RWE-Ladestation_Lemfoerde2  RWE_Ladestation_Ascheberg

Zieht man fairerweise den Umweg nach Bremen für den ergebnislosen Test an der nicht mehr vorhandenen SWB-Ladesäule ab, haben wir für die Rückreise von Hamburg nach Wuppertal etwas über 10 Stunden benötigt – eine Strecke von ca. 400km. Das sind über 2,5 Stunden mehr, als man planmäßig dafür brauchen würde, wenn alle Technik mitspielt.

Fazit

Eine Langstrecke mit dem Elektroauto, über die Reichweite hinaus, ist und bleibt derzeit ein Abenteuer. Es ist schon schwer genug, jemandem zu vermitteln, sich mit einstündigen Ladepausen zu arrangieren und dadurch etwa die doppelte Reisezeit in Kauf zu nehmen. Aber es ist durchaus möglich, sofern es nur zu vereinzelten Urlaubsfahrten im Jahr notwendig ist. Aber jegliche darüber hinausgehende Verzögerung und der zusätzliche emotionale Stress sind wirklich nichts für schwache Nerven. Dem normalen und weniger abenteuerlustigen Elektromobilisten empfehle ich daher dringend die Wahrnehmung der bereits genannten Alternativen für lange Strecken: Zug oder Leihwagen. Auf der Haben-Seite ist zu erwähnen, dass ich für über 1000km quasi nichts für Energie bezahlt habe. Die folgende Statistik bezieht sich auf die Hin- und Rückfahrt, als auch auf die Fahrten am Urlaubsort. Streckenweise ohne ECO-Modus und fast immer mit Klimatisierung. Der Verbrauch kann sich meiner Meinung nach sehen lassen.

Verbrauchsstatistik_Renault_ZOE

Ich möchte die Erlebnisse nicht zu schlecht abschließen. RWE Mobility hat wirklich gezeigt, dass sie in der Kürze der Zeit, die zwischen unseren Reisen lag, wirklich Verbesserungen umsetzen konnten. Beim letzten mal hatten mehr als die Hälfte der Ladesäulen irgendeine Art von Störung. Bei dieser Reise waren aber immer noch zwei von den neun angefahrenen Ladesäulen nicht nutzbar. Das ist definitiv immer noch zuviel! Ich erinnere mich nicht, wann ich in meinen 18 Jahren Führerschein mal auf eine defekte Tanksäule einer Tankstelle getroffen bin. Dahin müssen die Energieversorger auch das Ladenetz bringen! Es muss langfristig mehr Alternativen, sprich ein wesentlich engmaschigeres Netz von Ladesäulen geben, sie müssen absolut Zuverlässig sein, und sie sollten so schnell wie möglich laden können. Es darf nicht von neun Versuchen zwei Fehlschläge geben, sondern es kann vielleicht mal ein Versuch im ganzen Jahr Probleme machen. Alles andere verhindert die Verbreitung der Elektromobilität – zumindest für den Langstreckenverkehr!

Noch schlechter war die Leistung leider von EWE, wo es erst holprig war, überhaupt eine Zugangskarte zu bekommen. Dann zeigte sich, dass die Ladesäulen wohl überhaupt noch nicht reif für den Massenbetrieb sind. Wie man mir später seitens EWE mitteilte, befindet sich das Ladenetz noch in der Testphase, und es sind diverse Änderungen in der Infrastruktur geplant. Sehr gerne, nur bitte schnell! Es kommen immer mehr Autos auf die Straße, die sich für längere Strecken eignen. Renault ZOE, Smart ED (mit Schnelllader) und auch der diesen Monat in Deutschland erscheinende Tesla Model S. All diese Kunden wollen früher oder später auch unterwegs laden. Daher meine Bitte: Aufwachen, der Dornröschenschlaf der Elektromobilität ist vorbei. Es darf jetzt was geschaffen und unsere mobile Zukunft gestaltet werden. Mit den physikalischen Rahmenbedingungen kann man zurecht kommen, daher ist meiner Meinung nach die oberste Priorität die Zuverlässigkeit!